Das letzte Gefecht der DKP

Februar 14, 2011

Die DKP-Ideologen Holger Wendt und Robert Steigerwald ergänzen den auf diesem Blog bereits kritisierten Angriff Werner Seppmanns auf die sog. neue Marx-Lektüre. Offenbar bemerkt die DKP, dass ihr immer mehr die Deutungshoheit über die Marxsche Theorie abhanden kommt – kein Wunder, denn die primitive marxistisch-leninistische Ideologie der DKP konnte ohnehin nur auf die blanke Macht der sog. ‚kommunistischen’ Parteien des Ostblocks gestützt einige Jahrzehnte überdauern.

Da Wendt, der schon ein ohne jeden Nachweis auskommendes Pamphlet gegen Michael Heinrich verzapft hat, hier genauso manipulativ und willkürlich in seiner Darstellung vorgeht, möchte ich allen, die überhaupt noch Interesse an solchen Debatten aus der Gruft der Untoten haben, einige kurze Hinweise geben.

1) Wendt behauptet, die neue Marxlektüre betreibe einen „Logizismus“ und verkenne jene Stellen, in denen Marx begriffliche Entfaltung und historische Entwicklung parallelisiert. Hätte Wendt sich die Texte seiner Gegner mal durchgelesen, statt ihnen seine eigenen Vorurteile zu unterstellen, hätte er festgestellt, dass Autoren wie Heinrich gar nicht leugnen, dass es an einigen Stellen Parallelen gibt oder bestimmte einfache Kategorien historische Entsprechungen aufweisen.

a) Wichtig ist aber, dass, selbst wenn es diese Entsprechungen gibt, diese keine Begründungsfunktion für die Erklärung des Zusammenhangs der Formen des gesellschaftlichen Reichtums haben. Heinrich: „Entscheidend ist aber nicht die Parallelität oder Nicht-Parallelität der kategorialen Darstellung mit der historischen Entwicklung. Denn selbst wenn eine Parallelität vorliegt, liefert sie für die Darstellung keine Begründung“. Das hat Elbe wissenschaftstheoretisch in seinem Buch unterfüttert (Stichwort: genetischer Fehlschluss).

b) Desweiteren geht es der neuen Marxlektüre vornehmlich um die Kritik der Engelsschen Behauptung, das „Kapital“ von Marx beginne mit der vorkapitalistischen Ware und zeichne in methodisch vereinfachter Form eine historische Entwicklung eines geldlosen hin zu einem geldvermittelten Warentausch nach. Zwar zeigt gerade die neue Marxlektüre, dass Marx an wenigen Stellen auch hier sinnwidrige Historisierungen einbaut, er aber weitgehend deutlich darauf besteht, dass ein Warentausch ohne Geld, wie ihn Engels behauptet, niemals stattfinden kann: „Ein Verkehr, worin Warenbesitzer ihre eignen Artikel mit verschiednen andren Artikeln austauschen, und vergleichen, findet niemals [!!!] statt, ohne daß verschiedne Waren von verschiednen Warenbesitzern innerhalb ihres Verkehrs mit einer und derselben dritten Warenart [=Geld!!!] ausgetauscht und als Werte verglichen werden“ (MEW 23/103) „Erst diese Form [das Geld] bezieht daher wirklich [!!!]die Waren aufeinander als Werte oder läßt sie einander als Tauschwerte erscheinen“ (80). Auch Engels‘ falsche Aussage, „das Marxsche Wertgesetz gilt allgemein, soweit überhaupt ökonomische Gesetze gelten, für die ganze Periode der einfachen Warenproduktion, also bis zur Zeit, wo diese durch den Eintritt der kapitalistischen Produktionsform eine Modifikation erfährt“ (MEW 25/909), wird von Marx gekontert, stellt er doch fest, das „das Gesetz des Wertes zu seiner völligen Entwicklung die Gesellschaft der großen industriellen Produktion und der freien Konkurrenz, d.h. die moderne bürgerliche Gesellschaft voraussetze“ (MEW 13/46).

c) Nicht der historische Gehalt der Begriffe, nicht irgendwelche historischen Parallelen oder Entwicklungen sind das Problem, das die Neuemarxlektüre mit der Deutung von Engels und Konsorten hat (siehe schon Ingo Elbes Kritik an den Behauptungen von Michael Krätke und Elbes gültige Darstellung der historischen Gehalte der Kritik der politischen Ökonomie, die auch den groben Unsinn Wendts widerlegen, in der neuen Marxlektüre „schließe schon die Definition des Betrachtungsgegenstandes das Denken von Entwicklungsprozessen aus“), sondern diese Theorie einfacher Warenproduktion und ihre empiristischen Gehalte. Der Empirismus, die Widerspiegelungstheorie von Engels (eine Kategorie muss einen unmittelbaren empirischen Bezugspunkt haben) ist das Problem, um das es hier geht. Daher kann Engels auch nicht verstehen, dass es die preislose Ware am Anfang des „Kapital“ nie empirisch geben kann und die Wertformanalyse auch als Nachweis dient, dass Warentausch ohne Geld nicht möglich ist. Ich sage es nochmal, ich will hier nicht das, was Heinrich und andere so klar herausgearbeitet haben, wiederholen. Wer ein unbefangenes Interesse an der Thematik hat und kein betonmarxistisches, wie Herr Wendt, der mag bei Heinrich in der „Wissenschaft vom Wert“ oder seinem „Wie das Marxsche Kapital lesen“ nachlesen.

d) Wendt kritisiert an der neuen Marxlektüre die ‚Ungehörigkeit’, dass diese bei Marx Inkonsistenzen ausmacht, dass diese die „Grundrisse“ heranziehe usw. Aber zunächst einmal ist nicht die historische Chronologie der Schriften von Bedeutung, sondern die argumentative Schlüssigkeit. Und da zeigt sich, dass auch im „Kapital“ die logische Aufeinanderfolge der Reichtumsbegriffe „die umgekehrte“ der historischen sein kann – z.B. im Falle der Entwicklung von industriellem Kapital und danach von Handelskapital (während historisch das Handelskapital früher existiert: MEW 25/337-39). Marx’ Äußerung aus den Grundrissen, die begriffliche Entwicklung sei vielmehr die „umgekehrte“ der historischen, wird hier also bestätigt.

Außerdem zerteilt Wendt den Marx auch wieder in zwei Marxe, einen Grundrissemarx und einen Kapitalmarx. Er macht also das, was er den Neuen vorwirft, nur ohne ein gutes Argument. Auch mal ne Maßnahme.

e) Ganz köstlich ist der „Vortrag“ von Robert Steigerwald, der nichtmal falsche Argumente liefert, sondern gänzlich ohne Argument auskommt. Bezeichnend für das jämmerliche Niveau seines Beitrags ist der Hinweis darauf, dass ein gewisser Dieter Wolf die neuen Marxologen Backhaus und Reichelt in einem ganz dicken Buch kritisiert habe. Das stimmt, nur ist Wolf eben auch Fan der „logisch-systematischen“ Deutung der Methode im „Kapital“. Da hat sich Herr Steigerwald also dummerweise den falschen „Verbündeten“ ausgesucht.

f) Ganz zum Schluss seines Machwerkes geht Holger Wendt dann nochmal so richtig aus sich heraus: Er Schreibt: „Ingo Elbe benennt diese Konsequenzen: „Inhaltlich wird [von der neuen Marxlektüre] (…) eine dreifache Abkehr von zentralen Topoi des Traditionsmarxismus vollzogen: Eine Abkehr vom werttheoretischen Substantialismus, von manipulationstheoretisch-instrumentalistischen Staatsauffassungen sowie von arbeiterbewegungszentrierten bzw. ,arbeitsontologischen‘ oder sogar generell von revolutionstheoretischen Deutungen der Kritik der politischen Ökonomie.“ Aus Elbes neomarxistischem Slang ins Deutsche [ach ja, Herr Wendt ist ja Mitglied der DEUTSCHEN KP!] übersetzt heißt das, die Neue Marxlektüre vollzieht erstens eine Abkehr von der Arbeitswerttheorie, zweitens eine Abkehr von der Auffassung, Staaten seien Klassenstaaten, der bürgerliche Staat mithin der Staat der Bourgeoisie, drittens eine Abkehr von der Arbeiterbewegung oder sogar generell von einer wissenschaftlich begründbaren revolutionären Perspektive. Wenn das der neue Marx ist, dann ziehe ich den alten vor.“ Das ist geradezu amüsant und so selbstentlarvend, dass es schon wehtut. Herr Wendt kann also den Klassenstaat nur dann Klassenstaat nennen, wenn er diesen als manipulierbares Instrument und Betrugsmanöver in den Händen der Bourgeoisie betrachtet (dazu hier und hier Kritisches), wenn er Machenschaften der Lobbys entlarven kann usw. Eine Arbeitswerttheorie kennt er nur als These, dass Arbeit als physiologische Einheit Wert bilde und dem Proletariat hält er ja ohnehin die Treue, freilich wie das DKPisten immer gemacht haben: Man unterstellt dem Proletariat das eigene Interesse und die wirklichen Proleten will man einem autoritären Sozialstaat unterordnen, dem man – als DKPist – selbst vorsteht.

Keine Lust mehr, auf diesen Unsinn weiter einzugehen. Wie sagt Wendt in seinem Artikel doch? „Glauben Sie auch mir nicht.“ Wenigstens DIESEN Satz sollte man ernst nehmen!!!


Kritik der autoritären Gesellschaftskritik des „Gegenstandpunkt“

Januar 6, 2011

Die Bochumer Rote Ruhr-Uni hat im letzten Jahr eine Reihe zu Moral und Gesellschaftskritik veranstaltet. Hier hat Christine Zunke eine grundlegende Kritik an der Art der Gesellschaftskritik formuliert, die der Gegenstandpunkt vertritt. Sie weist nach, wie das Gerede vom Interesse als Ausgangspunkt der Kritik nicht funktioniert und bürgerliche Herrschaftsverhältnisse noch autoritär überbietet. Damit lässt sich zeigen, wie die autoritäre Form des Auftretens der Gegenstandpunktler mit einem autoritären Inhalt ihres Denkens, ja ihrer Kritik korrespondiert. Wer das Protokoll einer Diskussionsverweigerung über solche Fragen studieren will, der wird beim GSP-Blogger Neoprene fündig werden


Staatskritik als reaktionäre Veranstaltung?

November 19, 2010

Nochmal zum „GegenStandpunkt“

In seiner reichlich affirmativen  Besprechung eines Buches aus der professoralen GSP-Kaderschmiede kommt Hendrik Wallat dann doch noch zu der einen oder anderen kritischen Anmerkung:

„Abschließend müssen vielmehr ein paar Fragezeichen hinter Krölls Analyse gesetzt werden: Grundsätzlich wäre aus staatstheoretischer Sicht zu fragen, ob diese nicht den Staat zu einem recht omnipotenten Subjekt kapitalistischer Herrschaft stilisiert? Ferner wäre anzumerken, dass Krölls aus seiner brillanten Analyse politische Schlüsse zieht, die nicht immer einleuchtend sind. Die Ablehnung jeder Realpolitik setzt, wie bereits angemerkt, voraus, was gar nicht gegeben ist: eine kommunistische Alternative. Von daher ist es vielleicht in Zeiten wie diesen nicht völlig belanglos, wer die Geschäfte der Herrschaft erledigt. So luzide Krölls Demaskierung des staatlichen Wertehimmels ist, so nihilistisch und undifferenziert ist es doch die Meinungsfreiheit der „Form nach“ als „totalitäre[n] Übergriff des Staates auf das Denken der Bürger“ (178) zu klassifizieren, für die zu kämpfen, immer schon heißt, den Staat als „Lizenzgeber“ (180) anzuerkennen. Wie auch in seinem reichlich absurden Kommentar zum Ende des südafrikanischen Apartheidregimes, welches  lediglich die Hautfarbe“ (25) des Herrschaftspersonals gewechselt habe, zieht Krölls an diesen Stellen politische Fehlschlüsse, die … nicht-demokratische mit demokratischen
Herrschaftsformen gleichsetzen. Die Abschaffung rassistischer Diskriminierung überwindet naturalisierende Herrschaftsformen und stellt somit in der Tat einen Fortschritt dar, der auf eine Modernisierung der Herrschaft verweist, die man nur ablehnen kann, wenn man Herrschaftspraktiken jenseits der demokratisch-kapitalistischen als irrelevant abtut. Hierfür gibt es genauso wenig Gründe, wie für die Kritik des Kampfes um Meinungsfreiheit. Letztere ist ja nicht nur Bedingung dafür, dass Bücher wie die von Krölls veröffentlicht werden dürfen. Weit schwerer wiegt doch, dass nicht ersichtlich ist, wieso es für die kommunistische Bewegung egal sein soll, inwiefern diese sich frei und offen bewegen sowie äußern darf. Marx und Engels waren diesbezüglich – die Geschichte hat ihnen mehr als Recht gegeben – ganz anderer Meinung.“

In der Nacht der radikalen Staatskritiker des GSP (die ja ihren Gegenstand nicht anders als die Anarchisten zugleich zum allmächtigen Gott aufblähen) sind alle Katzen grau. Da passt’s, dass sie auch gleich den Antifaschismus zum Murks, zum bürgerlichen „Rettungsprogramm“ erklären. Kein Wunder, dass sich ob solcher (und anderer) Absurditäten einige Linke  zu der Verschwörungstheorie hinreissen liessen, die Marxistische Gruppe sei vom Verfassungsschutz gegründet worden (die MG-Ablehnung jeder Gewerkschaftspolitik hat das damals wohl veranlasst).  Es geht um die „Rechnungsart“ (Karl Held) einer Nation, aus der sogar der Opferwahn des faschistischen Subjekts herausgeklaubt werden soll: „Ein ordentlicher Gebrauch der politischen Gewalt, dem sich die Befürworter mit über das demokratische Maß hinausgehender Opferbereitschaft verschreiben damit Schluß gemacht wird mit Nörglern, politisch und ökonomisch nicht bedingungslos leistungswilligen Bürgern“ (Der bürgerliche Staat §3c). Sogar der Antisemitismus soll aus diesem Prinzip abgeleitet werden: „Nach dem erzbürgerlichen Grundsatz, daß erst der Staat den Menschen zum wahren Menschentum emporhebt, haben die Nazis in den Juden einen Menschenschlag identifiziert, der es dazu, zu seinem eigenen Staat, nicht gebracht hatte, und daraus auf die Minderwertigkeit dieser „Rasse“ geschlossen.“ Ach so, und die Palästinenser, die es auch nicht zum Staat gebracht haben und die Protestanten und die Rothaarigen? Alle deshalb auf der Ebene des Juden anzusiedeln im NS? Es gibt nur nackte ökonomische Interessen und deren Staatsraison sowie ihre Verkennung, aber mehr nicht. Und was soll das mit der Judenvernichtung im Nazireich zu tun haben? Ach ja, weil sie für „das entscheidende Hindernis des deutschen Aufstiegs zur Supermacht gehalten“ wurden, seien sie umgebracht worden. Da haben die Nazis wohl einen „Fehler“ gemacht, hätten sie mal den GSP gefragt, dann hätten den Unfug mit Auschwitz gelassen? Haben sich einfach vertan, häh? So einfach ist die Welt des GSP. Zu ihrer mehrheitsfähigen Meinung zu Israel ein andermal. Hier wirds nämlich echt unappetitlich. Hier sind sie dann (leider) doch sehr deutsch, d.i. betrachten merkwürdigerweise gerade hier eine „Sache um ihre Selbst willen“…

Aber was die Menschheit erwartet, wenn diese GSP-Truppe an die Macht käme, das verrät der „Professor für Recht und Verwaltung an der Evangelischen Hochschule für soziale Arbeit Hamburg“ Krölls, indem er den Begriff der Meinung schlechthin kritisiert. Dass in der subjektiven Zurücknahme, die darin steckt, nicht nur Beliebigkeit und „die Verbindlichkeit dem Souverän Überlassen“ steckt, sondern auch der Gedanke der Revidierbarkeit eigener („meiner“) Überlegungen, das muss von Krölls abgelehnt werden. Für den GSPler gilt, meine „Resultate“ sind Deine und wenn Du nicht bis in die letzte terminologische Feinheit hinein spurst, dann hast Du kein „Argument“. Wer schonmal das zweifelhafte Vergnügen hatte, mit einem GSPler zusammenzutreffen, der/die weiß, was ich meine. Dieser Kommunismus wird also eine permanente GSP-Ausrichtungs- und Schulungsveranstaltung! Will das jemand?

Auch Stefan Grigat kann seine Kritik am GSP nur halbgar dabieten. Dass hinter all dem GSP-Gerede nur eine sogenannte Ideologiekritik steckt, die auf primitivste Weise alle anderen als ökonomische Motive leugnet und damit völlig unfähig zum Verständnis des Nationalsozialismus ist, das wird leider nur am Rande erwähnt (was evtl. daran liegt, dass der Text schon 12 Jahre alt ist), z.B. dass der GSP den Nationalismus als „Fehler“ der Proletarier bezeichnet.

Meine Meinung: Wer den Antifaschismus deswegen ablehnt, weil er in der Gefahr faschistischer Machtgewinnung nur das Schlimmere verhindere, ohne aber das Schlimme abzuschaffen, der nimmt objektiv (ob er will oder nicht) Partei für dieses Schlimmere. Dass bloßer Antifaschismus als defensive Haltung nichts an den Ursachen des Faschismus ändern kann, ist richtig. Aber in einer konkreten Situation – und nur in solchen Handeln wir – macht uns der arrogante Prinzipialismus des GSP handlungsunfähig und liefert uns (und andere) dem Schlimmeren aus.


Michael Heinrich zu Kapitalismus und Krise

Oktober 8, 2010

Eine verständliche Einführung zum Thema Kapitalismus und Krise vom MCH-Kongress findet sich als Video unter

http://www.youtube.com/user/dieLinkeSDS#grid/user/2E93179BE5A9C8DD


Gegenstandpunkt zu Michael Heinrich

Oktober 1, 2010

Zur MG-Kritik/ GSP-Kritik

Etwas sachhaltiger als die Demagogie des Herrn Seppmann kommt die Kritik an Michael Heinrich daher, die der Gegenstandpunkt bereits im Heft 2-2008 veranstaltet hat. Wie die Leute vom GSP selbst, möchte ich im Folgenden keine Bauchpinselei für das betreiben, was ich an der Kritik für richtig halte, sondern Streitfragen ansprechen und destruktive Kritik üben, wo das angebracht ist.

1) Zunächst wundern sich die Autoren, warum Heinrich immer wieder eine „Warnung vor der Anfeindung der Ausbeuter“ betreibt. Dass in der Geschichte des sog. „Arbeiterbewegungsmarxismus“, dessen „abstrakte Negation“ Heinrichs Beitrag angeblich sein soll, oft nicht verstanden wurde, dass es sich im Kapitalismus nicht um eine direkte Herrschaft von verdorbenen Kapitalisten über grundgute Proleten handelt, dass hier Herrschaft als Verschwörung der Reichen gedeutet wurde, dass man – wie im StamoKap-Konzept – nur die anderen (die angeblichen Proletenvertreter) an die Macht bringen sollte, dass sogar mit Faschisten geliebäugelt wurde, die die sogenannten ‚raffenden Kapitalisten’ an der nächsten Laterne aufhängen wollten – alles das interessiert die GSPler nicht, obwohl sie es wissen. Aus Auschwitz haben sie nichts gelernt. Dass Heinrich falsche moralische Vorwürfe gegen einzelne Kapitalisten abwehre „nicht wegen ihres Fehlers, sondern um Gegnerschaft gegen die Kapitalisten und ihr ökonomisches Interesse überhaupt zurückzuweisen“, ist nun aber ganz und gar auf dem Niveau des Herrn Seppmann – nämlich: schlichte bösartige Unterstellung. Andrerseits: Was hilft eine „Gegnerschaft gegen die Kapitalisten“, wenn sie keine gegen das Kapital ist? Und wo führt sie hin?

2) Die Sache mit der Moral wäre ganz interessant, wenn die Autoren hier nicht einfach bürgerlichen Materialismus des 18. Jahrhunderts als ihren (Gegen-)Standpunkt auffahren würden. Aus dem Interesse einen moralischen Standpunkt zu machen, dass ist die große und mysteriöse Kunst der moralinsauer argumentierenden GSPler und ihrer bürgerlichen Wegbereiter. Gelingen kann das aber nicht. Wer, wie die Autoren, richtig von der „menschenfeindlichen Irrationalität“ des Kapitals redet, aber nichtmal einen Begriff von Menschheit hinkriegt, dem ist nicht zu helfen. Deshalb ist auch das ewige Gerede, den Arbeitern sei „der Schaden garantiert“, Unsinn. Die Arbeiter existieren als reflektierendes Subjekt gar nicht, nur der einzelne Arbeiter und dem hat der GSP auch als MG nicht klarmachen können, dass er nur einen „Fehler“ macht. Denn der Arbeiter kann als Einzelner, wenn es auch sehr unwahrscheinlich ist (nicht ganz, aber fast wie ein Lottogewinn) schon aufsteigen und sich zu den anderen Herrschaften gesellen. Außerdem, siehe unten, hält der einzelne Arbeiter den Kapitalismus erstmal möglicherweise für ein alternativloses System: Man hats doch gesehen, wie es drüben gelaufen ist…

Nicht was der Kapitalismus ist, sondern dass er mies, schinderisch usw. ist, interessiert die Autoren. Das wollen sie auch von Heinrich hören und das sagen sie dem geneigten Leser mit jedem zweiten Satz bis es einem hochkommt. Daher der ganze Aufwand. Verzweifelter Zwischenruf: Ja sind wir denn vorm Werkstor? Könnt ihr GSPler auch mal anders, so unter Genossen, die schon wissen, das (und warum) der Kapitalismus scheiße ist und dass es auch anders geht??? Nein, könnt ihr nicht, ihr seid innerlich immer vorm Werkstor.

Richtig dagegen ist, dass jeder (vor allem jeder Kapitalist) immer Nein sagen kann, wenn ihm auffällt, was für eine „Menschenschinderei“ dieses System ist und dass es auch anders geht. Nur: Dass man (auch die Kapitalisten) glauben kann, es gebe zu diesem System keine Alternative und es daher ‚leider’ nicht anders gehe als mittels Lohnarbeit und allem drum und dran, das halten die Autoren offenbar für undenkbar (im Gegensatz zu Marx, der immerhin eine Theorie des Fetischcharakters von Ware, Geld und Kapital formuliert hat. Der Fetisch ist eine Form, innerhalb deren sich die vielbeschworenen „Interessen“ erst faktisch ausbilden). Das hat System und deshalb wird denn auch ganz naiv die „Unversöhnlichkeit dieses Antagonismus“ (zwischen Lohnarbeitern und Kapitalisteninteressen) proklamiert. Hier wird nicht kapiert, dass auch die Arbeiter, wollen sie im Kapitalismus überleben und halten sie diesen für das einzig machbare System, ein Interesse an der Geschäftsordnung haben. Dieses Interesse haben sie auch bisher sehr deutlich gezeigt. „Unversöhnlich“ – schön wärs!

3) Ganz obskur wird es aber, wenn die Autoren behaupten, die vielen „Ausbeutungswillen“ der vielen Kapitalisten seien es, die den jeweils anderen Kapitalisten mit ihrem Ausbeutungswillen die Konkurrenz aufnötigen. Woher kommen diese Willen? Sie sind, schön bürgerlich-materialistisch und VWL-hörig, immer schon da und das kapitalistische Akkumulationszwangssystem ist – Achtung! – „Rückwirkung seines [des einzelnen Kapitalisten] eigenen Interesses, das auch andere Kapitalisten verfolgen“. Hier landen wir wirklich bei der These, einige maßlos gierige Subjekte seien von Geburt an geld- und erfolgsgeil und die anderen hätten drunter zu leiden. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Marx spricht ja auch von den Fanatikern der Verwertung des Werts. Und die These der Autoren, „Privatinteresse und Systemzweck fallen zusammen“ ist auch insoweit richtig, als hier das in der Rolle des Kapitalisten Gemusste auch gewollt wird (und vielleicht sogar noch mehr als das Gemusste). Diese Rollen findet man aber in der auf Privateigentum beruhenden Gesellschaft als Einzelner immer schon vor und zwar verbunden mit einem spezifischen Sinngehalt, dem ideologischen Deutungsangebot, diese Rolle sei natürlich und nützlich (siehe Fetischismus). Die Menschen machen ihre Geschichte selbst, aber nicht unter selbstgewählten Bedingungen (Marx).

Aber hier ist auch wieder der Eintrittspunkt der GSPlerischen Willensmetaphysik. Denn vom Fetischismus versteht der GSP gar nichts. Die Kategorie passt ja auch nicht in die Interessen- und Willensmetaphysik (ich weiß, dass ich mit dem Wort Metaphysik dem GSP zu viel Ehre antue). Die Autoren halten den Fetischismus als Verkennung der wahren Natur der kapitalistischen Produktionsweise entweder für eine Art schicksalhafter Verblendung, was natürlich Unsinn ist, den sie zu Recht ablehnen, oder für „einen Fehler“, den z.B. der Arbeiter dann mache, wenn er die praktische Nötigung zur innerkapitalistischen Reproduktion seines Lebens „zu seiner Sache macht, sich den Willen zulegt (!!), mit den gesellschaftlichen Bedingungen zurecht zu kommen und ihnen auch sein persönliches Glück abzuringen, und deshalb diese Bedingungen dann auch theoretisch als nützliche Einrichtungen und wirkliche Lebensmittel ansehen will (!!)“. Dann nämlich habe der sich aus so unerklärlich nebulös-voluntaristischen Ursachen einen derartigen Willen zulegende Arbeiter „nichts übrig“ für Erklärungen über das wahre Wesen von Ware, Geld und Kapital. Es ist wahrhaft verstörend, wie hier der Sachverhalt umgedreht wird und den Arbeitern ein dezisionistisches oder bösartig-egoistisches Motiv angedichtet wird, einfach nicht auf die Belehrungen des GSP hören zu wollen. Zum Glück hat Marx im Kapital niemals sowas verzapft. Die GSP ist mit ihrem Verständnisfehler des Fetischbegriffs besser bei Karl Schmitt als bei Karl Marx aufgehoben. Dass die vermittelnde Bewegung (der Prozess der Wert-, Geld und Kapitalkonstitution) im Resultat erlischt, wie Marx sich ausdrückt, diese prosaisch-reelle Mystifikation, ist eine von der sachhaften Struktur der kapitalistischen Praxis (Ware- und Geldvermittlung der gesellschaftlichen Beziehungen) der Alltagswahrnehmung nahegelegte Verkennung und kein dumpfes Nichtwissenwollen, weil man sich eben für Reihenhaus und Kleinfamilie entschieden hat. Ein Blogger nannte das treffend die Annahme eines „Selbstbescheißungswillens„, ein anderer spricht zutreffend davon, der GSP erkläre den „Willen zum Falschen zum Wesen der ‚bürgerlichen‘ Theorien“. Wenn man den GSP auf strukturellen Zwang anspricht, dann hört man übrigens auch den gerne bemühten Unfug: Hinter allem stecke der Wille des Staates (also eigentlich sei alles nackte Gewalt). Dieser ominöse Staatswille wird nämlich sogar zur Ursache des ganzen Kapitalismus erklärt. Hier wird also nicht nur ein notwendigerweise dialektischer Zusammenhang in einen einseitigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang verwandelt (der historisch gesehen zumal falsch ist), hier taucht nun ein noch bösartigerer und unerklärlicherer Wille auf als der der Kapitalisten (oder der der Arbeiter).

4) Die abstrakte Arbeit haben die Autoren auch nicht kapiert. Auch dieser Begriff wird noch moralisiert: Abstrakte Arbeit sei die „negative Seite“ der Arbeit, „Kraft, Verausgabung, Mühsal“. „Anstrengung und Mühsal“ seien „synonym mit neugeschaffenem Reichtum“. Das ist eine reine Arbeitsleidtheorie, die dem Bedürfnis der GSPler entspricht, keine einzige Kategorie des Kapitals ohne moralische Verurteilung und Belehrung lesen zu können. Dass Heinrichs Werttheorie verkehrt ist, das kann man so nicht belegen. Rat an den GSP: lest Dieter Wolf, der sagt Euch, was Wert und abstrakte Arbeit sind.

5) Mir geht die Puste aus. Und die braucht man wirklich, um den Schlussakkord des Textes durchzuhalten: Auch hier wieder: Die Arbeiter wissen eigentlich, wie es im Kapitalismus abgeht. Sie haben offenbar alle mal das Kapital gelesen oder sonst woher gewusst, wie es sich mit der Ausbeutung, der Durchschnittsprofitrate und sofort verhält, denn sie haben „mit sozialpolitischen Angeboten von Bismarck bis Hitler gelockt“ „Marx’ Lektion in den Wind geschlagen“. Saudeppen diese Arbeiter! Verführte! Haben sich für ein paar Kriegsgewinne und ein bisserl Invaliditätsbrosamen kaufen, vom eigentlichen Weg abbringen lassen – bestimmt weil sie es wollten! Oder wie nochmal?


DKP entdeckt neue Marxlektüre

September 25, 2010

Tragödie als Farce. Werner Seppmann entdeckt die neue Marxlektüre

DKP-Ideologen wie Werner Seppmann bereiten ihre Anhängerschaft auf die verwerflichen Einflüsse der sog. neuen Marx-Lektüre vor. Gewarnt wird vor einem „sachfremd zurechtgestutzte(n) Marx“, der Ausgangsbasis für ein „weltabgewandtes Theoriesystem“ und „Realitätsabstinenz“ sei. Geradezu böswillig ist die Behauptung Seppmanns, die neue Marxlektüre halte den Arbeiterbewegungsmarxismus deshalb „für kritikwürdig […], weil er sich als Theorie umwälzender Praxis begreift“. Das ist reinste Demagogie, die den Vertretern der neuen Marxlektüre unterstellt, sie seien, wie es so schön heißt, ‚konterrevolutionär’ und wollten alles beim Alten lassen. Bereits hier schimmert der Intellektellenhass der Vertreter des residualen Parteimarxismus durch (dass solcher Intellektuellenhass immer der Hass von Intellektuellen auf Intellektuelle ist, die als Intellektuelle beschimpft werden, weil sie eine innerintellektuelle und politische Konkurrenz darstellen, wusste schon Adorno zu berichten). Das wäre aber alles keiner Erwähnung wert, wenn Seppmann und Co. (ein  Holger Wendt versteigt sich in seinem Aufsatz zu Michael Heinrich zu noch abstruseren Behauptungen: Michael Heinrich starte einen „Angriff auf die Idee des gesellschaftlichen Fortschritts“) ihre Gemeinde nicht einfach mit falschen Informationen versorgen würden und so ziemlich alles durcheinander werfen würden, was man nur durcheinander werfen kann. Bei den – ich will es mal freundlicherweise so nennen – „Aufsätzen“ dieser „Genossen“ fällt denn auch auf, dass so gut wie keine Zitate oder anderweitige Nachweise der kritisierten Positionen zu finden sind. Die Gemeinde soll glauben, was ihre Prediger ihnen vorsetzen. Diese wiederum können, wie zu befürchten ist, auf die Ressentiments ihrer Zuhörerschaft zählen.

Nun aber zur Sache.

Seppmann, der ganz im Bann seines Lebensprojekts, der sog. Objektivismuskritik steht, meint, die neue Marx-Lektüre interessiere sich nur noch für das „formale Beziehungsgeflecht der Kategorien“, in dem die „ökonomischen Kategorien ein Eigenleben führen“, korreliert dies anschließend mit Objektivismus (Strukturen werden ohne Bezug zu menschlicher Praxis dargestellt), um dann die „wirklichen Lebensverhältnisse“ und die historische Dimension dagegen geltend zu machen. Diese Verknüpfungen entspringen aber seiner Phantasie (und seinem Objektivismuswarnsystem: Wird Althusser erwähnt, so klingeln die Alarmglocken, Spinoza und andere werden zitiert, ohne dass auf die Argumente der neuen Marxlektüre geschaut wird und darauf, ob diese sich inhaltlich überhaupt auf den Objektivismus von Althusser bezieht), weshalb er sie auch durch kein einziges Zitat belegen kann.

– Seppmann bezieht sich auf Engels falsche Deutung der Marxschen Methode als logisch-historischer Darstellung von ökonomischen Sachverhalten („Auch dort, wo die »logische Betrachtungsweise« dominiert, ist sie nach Engels »in der Tat nichts andres als die historische, nur entkleidet der historischen Form und der störenden Zufälligkeiten« (MEW 13, S.475)“). Dabei weicht er den entscheidenden Fragen aus, z.B. der, warum Marx im Kapital von der kapitalistischen Ware ausgeht („Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht…“), Engels aber widerspiegelungstheoretisch behauptet, Marx müsse im ersten Kapitel von der vorkapitalistischen Ware ausgehen (MEW 25, S. 20).

– Für die „Realitätsabstinenz“ (Seppmann unwissentlich über sich selbst) von Parteimarxisten typisch ist folgende Aussage Seppmanns:

„Marx äußert sich unmißverständlich im gleichen Sinne über die Notwendigkeit empirischer Rückversicherung (also über den dialektischen Zusammenhang des Logischen mit dem Historischen): Man »muß dies Zeug im Detail studieren, um zu sehn, wozu der Bourgeois sich selbst und den Arbeiter macht, wo er die Welt ungeniert nach seinem Bilde modeln kann« (MEW 23, S.779). Da die Erläuterungen von Marx und Engels – selbst beim schlechtesten Willen – keinen Gegensatz erkennen lassen, können sich die »Neuen Marx-Interpreten« nur durch die Bemerkung aus der Affäre ziehen, daß eben Marx sich nicht immer auf der (von ihnen definierten) »Höhe« seines Denkens befunden habe.“

Jaja, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke usw. Es ist in der Tat verblüffend, wie jemand so dreist an der Wirklichkeit (in diesem Fall: an den faktisch gegebenen Aussagen von Marx, die Seppmann fundamental widersprechen) vorbeireden kann:

Zunächst einmal ist Engels‘ These des Korrespondenzverhältnisses von Kategorien und realer historischer Entwicklung keine Aussage über das Verhältnis von Forschung und Darstellung. Daher redet Marx im Zitat über die empirische Forschung über etwas ganz anderes als Engels, der die Darstellung (die begriffliche Entwicklung im Kapital) meint. Dass Seppmann Marx’ Äußerung über die Forschungsweise zitiert, ist also irreführend und zeigt, dass er offenbar nicht einmal den Unterschied von Forschung und Darstellung kennt. Man muss in der Tat erstmal empirisches Studium (Forschung) betreiben, um daraufhin abstrahierend zu den verborgenen wesentlichen Verhältnissen (Wert, Mehrwert z.B.) vorzustoßen. Das hat Marx im Kapital schon erledigt und präsentiert uns eine wissenschaftliche Darstellung des Materials: Aufsteigend vom Abstrakten zum Konkreten werden die wesentlichen Bestimmungen als Erklärungsgrundlage für das Begreifen der Empirie verwendet (Forschung und Darstellung sind zusammen: Analyse-Synthese; von der unbegriffenen Erscheinung zum Wesen und zur begriffenen Erscheinung zurück). Was Seppmann gegen die neue Marxlektüre ins Feld führt, wird von keinem ihrer Vertreter geleugnet. Ein schönes Beispiel für den suggestiven Stil des Autors.

– Zwar kann man, für DKPisten unerhört, durchaus den Theoretiker Marx kritisieren, ohne gleich Antimarxist zu sein, aber das ist hier auch gar nicht nötig. Denn Marx hat sich, die Methode seiner Darstellung betreffend, ziemlich unmissverständlich über den begrifflich-systematischen Charakter seiner Darstellung geäußert.

„Es wäre also untubar und falsch, die ökonomischen Kategorien in der Folge aufeinander folgen zu lassen, in der sie historisch die bestimmenden waren. Vielmehr ist ihre Reihenfolge bestimmt durch die Beziehung, die sie in der modernen bürgerlichen Gesellschaft aufeinander haben und die gerade das Umgekehrte von dem ist, was als ihre naturgemäße erscheint oder der Reihe der historischen Entwicklung entspricht“ (MEW 42, 41)

„Es ist daher nicht nötig, um die Gesetze der bürgerlichen Ökonomie zu entwickeln, die wirkliche Geschichte der Produktionsverhältnisse zu schreiben. Aber die richtige Anschauung und Deduktion derselben als selbst historisch gewordner Verhältnisse führt immer auf erste Gleichungen [..], die  auf eine hinter diesem System verweisende Vergangenheit verweisen“ (MEW 42, 373) „Es zeigt sich an diesem Punkt bestimmt, wie die dialektische Form der Darstellung nur richtig ist, wenn sie ihre Grenzen kennt.“ (Urtext, 945).

Zum Briefwechsel nur ein wichtiges Beispiel der Differenz zu Engels: Engels fordert Marx in einem Brief auf, im Kapital „auf historischem Wege die Notwendigkeit der Geldbildung“ (MEW 31, S. 303) nachzuweisen und die Wertformanalyse übersichtlicher zu gliedern. Marx antwortet, er habe den „Rat befolgt und nicht befolgt“, d.h. einen übersichtlichen Anhang geschrieben, worin „dieselbe Sache“ (also die Wertformanalyse nicht historisiert!) „so einfach […] und so schulmeisterlich als möglich“ dargestellt sei (MEW 31, S. 306)

Eine schöne Darstellung des Verhältnisses von Logischem zu Historischem findet sich in Michael Heinrichs Buch Wissenschaft vom Wert, S. 177f. sowie in Elbes Kritik an Engels und H.D. Kittsteiners Text zu Logisch und Historisch

Das sind natürlich nur Andeutungen. Warum soll ich mir die Arbeit nochmal machen, wenn andere sie sich schon gemacht haben. Dass Marx und Engels sich fundamental widersprechen (auch in der Werttheorie), das alles kann man detaillierter nachlesen in dem wunderbar verständlichen Werk „Wie das Marxsche Kapital lesen“ von Michael Heinrich oder in den Beiträgen von Dieter Wolf zum Methodenstreit innerhalb des Marxismus. Ingo Elbe gibt in seinem Handbuch zur neuen Marxlektüre ebenfalls präzise, wenn auch eher für Fortgeschrittene zu empfehlende, Darstellungen. In Kurzform ist seine Kritik an Engels zu empfehlen.

Man kann nur hoffen, dass von Marxkenntnissen völlig unbeleckte Parteimarxisten vom Schlage eines Werner Seppmann oder eines Holger Wendt oder wie sie auch heißen mögen, nie wieder an die Macht gelangen und eine wissenschaftliche Beschäftigung mit kritischer Gesellschaftstheorie verhindern, wie das ihre Genossen im Osten getan haben…